Ableism

Ableism (oder auch Ableismus) bezeichnet die Ungleichbehandlung von Menschen aufgrund von Fähigkeiten. Je nachdem, wie jemand aussieht und welches Geschlecht die Person hat, woher die Person kommt, ob arm oder wohlhabend, behindert oder nichtbehindert, gilt jemand (in bestimmten Situationen oder generell) als fähig oder unfähig. Aktivist*innen, Verbündete und Wissenschaftler*innen kritisieren unter dem Begriff Ableism Vorstellungen von normalen, (leistungs)fähigen Körpern und die Benachteiligung behinderter Menschen, zu der diese führen. Zugleich betonen feministische Wissenschaftler*innen aus den Disability Studies, einer Wissenschaftsrichtung zur gesellschaftskritischen Erforschung von Behinderung, schon lange, dass eine binäre (zweiteilige) Unterscheidung von Behinderung und Nichtbehinderung künstlich ist. Ableism betrifft im Grunde alle Menschen, die in ihrem Körper oder ihrer Lebensweise von der Norm der Leistungsfähigkeit abweichen. Gesetze und Institutionen (z.B. im Bildungssystem oder im Sozialsystem) erzeugen Ableism, indem sie zwischen fähigen und unfähigen oder berechtigten und nicht berechtigten Menschen unterscheiden und so nicht alle denselben Zugang zu Bildung oder Sozialleistungen haben.


Durch unsere Kooperation im ersten Jahr des Forschungsprojekts haben wir eine Arbeitsdefinition von Ableism entwickelt, die unsere unterschiedlichen Perspektiven zusammenbringt. Das Definieren von Ableism ist ein fortlaufender Prozess, daher geht es uns auch um eine Arbeitsdefinition. Zu skizzieren, wie wir Ableism in unserer Zusammenarbeit verstehen, ist hilfreich für unsere fortlaufende Analyse verschiedener Quellen zu Ableism zwischen Wissenschaft und Aktivismus.

Unser aktuelles Verständnis von Ableisms (Stand Oktober 2024) umfasst:

Ableism als

  • Teil einer/eines größeren Struktur/Ideologie/Systems/Gesamtheit von Praktiken und Institutionen
  • Diskriminierung, Vorurteile, Stereotype und Unterdrückung von behinderten Menschen
  • im Zusammenhang mit Disablism (Diskriminierung aufgrund von Behinderung)
  • Hierarchisierung und bewertender Verurteilung
  • intersektional/verwoben mit anderen Diskriminierungsformen
  • Ausgrenzung und Othering
  • unsichtbar, unbenannt, etwas, dessen sich die Menschen nicht bewusst sind
  • verinnerlicht – lässt uns an unserer Kapazität zweifeln
  • alle Menschen und alle Lebensbereiche betreffend
  • zusammenhängend mit Kapitalismus und Erwartungen zu Produktivität und Schönheit
  • die Voraussetzung von able-bodiedness (körperliche Fähigkeit – häufig gleichgesetzt mit Nichtbehinderung)
  • sowohl systematische Diskriminierung als auch Diskriminierung auf einer Mikroebene aufgrund von Fähigkeit

 Fortsetzung folgt, wird fortlaufend überarbeitet und kritisch reflektiert...